Nierenerkrankungen bei Hund und Katze

Häufig hört man bei Nierenerkrankungen, dass nicht mehr so viel Fleisch gefüttert werden soll. Das ist, wie so oft, nur ein Teil der Wahrheit. Nicht umsonst stammt Eiweiß, also Protein, vom griechischem Wort „protos“ ab, was übersetzt bedeutet: Der Erste, wichtigstes.

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Die Fütterung muss also bedarfsgerecht sein und darf nicht zu wenig Eiweiß enthalten. Nur mit Proteinen können sich Muskel- und Gewebszellen erneuern, sie sind wichtig für die Bildung von Enzymen, Hormonen und für die Aufrechterhaltung des Immunsystems. Beim Abbau von Proteinen entsteht das giftige Ammoniak. Dieses wird nun wiederum von der Leber in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt, der an das Blut abgegeben wird. Von dort gelangt er zur Niere und wird über den Urin ausgeschieden. Je mehr Fleisch man füttert, desto höher ist also der Harnstoffwert im Blutbild, was aber in erster Linie Rückschlüsse auf die Art der Fütterung und weniger auf die Niere zulässt. Ein weitaus aussagekräftigerer Wert bei Nierenerkrankungen ist Kreatinin. Dieser Wert steigt aber erst an, wenn ca. nur noch ein Drittel der Nieren funktionsfähig sind. Und Nierenzellen sind, anders als Leberzellen, nicht regerationsfähig. Der Zeitpunkt, an dem die Nieren nicht mehr ausreichend Giftstoffe ausscheiden können um den Körper lebensfähig zu erhalten, ist dann oft nicht mehr weit entfernt. Kreatinin ist übrigens ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels. Wenn über eine falsch verstandenen Nierendiät zu wenig Protein gefüttert wird, kommt es zu einem Abbau der Muskelmasse. Und schlecht bemusktelte Tiere haben einen niedrigen Kreatininwert, das hat aber nichts damit zu tun, dass die Niere sich erholt hat. Ein weiterer Wert des Blutes ist der SDMA Wert (Symmetrisches Dimethylarginin), er ist unabhängig von der Muskulatur und gilt seit einigen Jahren als Früherkennungswert bei Nierenerkrankungen. Nur leider ist das nicht immer so zuverlässig und er steigt teilweise sogar erst nach Kreatinin an. Wichtig ist es also im Vorfeld zu verhindern, dass zu viel Ammoniak und damit auch zu viel Harnstoff entsteht. Dabei kommt es aber nicht alleine auf die zugeführte Gesamtmenge an Protein an, sondern auf die Eiweißqualität. Die höchste Verdaulichkeit für unsere Tiere besitzt Muskelfleisch. Auch der Anteil von Sticksoffabfällen (Ammoniak, Harnstoff, Harnsäure) ist von entscheidender Bedeutung. So kommt ein Hühnerei mit einem für die Proteinsynthese verwertbaren Anteil von 48% zu 52% Stickstoffabfall auf einen sehr guten Wert. Bei Fleisch und Fisch sind es immer noch 28-36% verwertbarer Anteil, während es bei Soja nur noch 17% sind. Auch der Gesamt.Phosphor-Gehalt der Nahrung beeinflusst die Nieren maßgeblich. Bei Katzen scheint ein Übermaß an Phosphor für die Nieren sogar schädigender zu sein, als dies bei Proteinen der Fall ist. Auch Fleisch enthält Phosphor, je höher also der verwetbare Proteinanteil ist, desto weniger an Menge und damit auch weniger Phosphor muss verfüttert werden. Am stärksten kann man jedoch den Gesamt-Phosphor-Gehalt des Futters über die Calciumquelle bestimmen. Während Knochen und Knochenmehle neben Calcium auch einen hohen Phosphorgehalt aufweisen, sid Calciumquellen wie Eierschale oder Algenkalk phosphorarm. Eine angepasste Fütterung stellt also immer noch die beste Vorsorge dar. Gerade unsere Hunde und Katzen sind dabei auf hochwertige Proteine aus Fleisch angewiesen. Dass der Feuchtigkeistgehalt des Futters für unsere Katze dabei auch entscheidend ist versteht sich von selbst, wenn man weiß, dass sie es als Wüstentiere gewohnt sind, ihren Wasserbedaft über die Nahrung zu decken. Die häufigste Todesursache bei erwachsenen Katzen sind Nierenerkrankungen. Wir können was dagegen tun.

WIE HACKFLEISCH FÜR KANINCHEN:

WARUM TROCKENFUTTER FÜR KATZEN UNGEEIGNET IST

Das einzig wirklich gültige Argument für die Verfütterung von Trockenfutter: Es ist super praktisch für den Tierhalter. Tüte auf, ein Scheppern im Napf, und schon ist das Tier gefüttert.

Die Liste von Argumenten gegen, ja: rigoros gegen die Fütterung von Trockennahrung ist da schon beträchtlich länger.

Wir beginnen in der Physiologie: Die Katze ist ein ehemaliger Wüstenbewohner. Von Schnäuzchen bis zum Enddarm, ist ihr gesamter Verdauungstrakt und ihr Stoffwechsel auf den Verzehr von kleiner Beutetiere wie Vögel, Nager und Insekten ausgerichtet. Anders als der Hund, hat sich die Katze auch im Laufe ihrer vermeintlichen Domestikation nicht den Ernährungsgewohnheiten des Menschen angepasst. Die Katze war, ist und bleibt ein reiner Fleischfresser (sog. obligater Karnivore), der seine Energie aus Fett, seine Substanz aus Eiweißen und seine Vitalstoffe aus Knochen und Organfleisch gewinnt.

Kohlehydrate braucht die Katze allenfalls in winzigen Mengen, um ihre Darmmotorik zu fördern und ihre Darmflora zu nähren. Wir sprechen hier von eben jene Mengen, die im Magen des erlegten und mit Haut und Federn verzehrten Vogels zu finden sind.

Die Futtermittelhersteller drehen nun jedoch den Spieß um – und versuchen mittels ihrer vollmundigen Rezepturen und kryptischen Deklarationen, unseren samtpfötigen Beutegreifer zum Vegetarier zu erziehen. Die handelsüblichen Trockenfutter strotzen nur so von Kohlenhydraten, pflanzlichen Füllstoffen und (wenn überhaupt vorhanden) minderwertigen tierischen Eiweißen. Feinst vermahlen, denaturiert und durch große Hitzeeinwirkung völlig steril, werden die Pellets nun mit allerlei Farb- und Konservierungsstoffen, künstichen Vitaminen und Geschacksverstärkern gepimpt – ein wahrlich gefundenes Fressen für die Katzen, die aufgrund ihrer reduzierten Zahl an Geschmacksknospen ohnehin sehr empfänglich sind für starke Aromen.

Trockenfutter ist einer der größten krankmachenden Faktoren in der modernen Katzenhaltung, die so weit entwickelt ist, dass für jede Altersklasse und jede Rasse, für jede Haltungsform und jede Konstitution ein Spezialfutter erhältlich ist. Sogar Futter für hyperaktive Katzen findet sich im Handel, mit dem man ganz wunderbar vermeiden kann, hinter die psychisch-emotionalen Kulissen seines Stubentigers blicken zu müssen.

Ganzheitlich und – rein rational – physiologisch gesehen, gibt es keinen Grund, eine Katze mit Trockenfutter zu ernähren, nicht als Hauptmahlzeit und nicht als alleinige Fütterungsform. In anderen Worten: Der Stoffwechsel der Katze toleriert keinen pflanzenbasierte Nahrung. Da spielt es keine Rolle, ob die Katzen der Oma schon immer mit Trockenfutter aus dem Discounter und Katzenmilch gemästet wurden und ein durchaus passables Alter von 15 oder mehr Jahren erleben duften. Ein Organismus hat eine individuelle Toleranzgrenze; und diese ist bei manchen Tieren höher gesteckt als bei anderen – ebenso wie manche Raucher bis zum 95. Lebensjahr ununterbrochen ihre Glimmstängel inhalieren, während andere mit 35 am Lungenkrebs sterben, obwohl sie nie geraucht haben.

Wenn wir uns für eine Katze als viebeinigen Lebensgefähreten entscheiden, so tragen wir die Verantwortung für alle Belange ihres Lebens: die Fütterung ist ein Maßgeblicher, sehr leicht zu beinflussender Faktor.

Trockenfutter läuft bei mir in der Praxis unter dem Begriff „aktive Sterbehilfe“ und wird bei keinem Katzenpatienten im Verlauf der Therapie akzeptiert. Nur einige wenige Stickpunkte:

*Trockenfutter schädigt die Zähne der Katze. Das ist vergleichbar mit dem Irrsinnsgedanken, die Zahnpaste meines fünfjährigen Sohnes durch Bahlsenkekse zu ersetzen.

* Der hohe Kohlenhydratanteil im Trockenfutter schädigt die Bauchspeicheldrüse. Entzündungen und langfristige Schädigungen dieses Organs sind die Folge. Ein Diabetes ist mögliche Konsequenz aus anhaltender Belastung. (Symptome u.a.: wiederkehrendes Erbrechen, Durchfälle, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Fellveränderungen, vermehrtes Trinken)

* Die artwidrige Zusammensetzung der Trockenfutters belastet die Leber, und mit ihr das zentralste Stoffwechselorgan des Körpers. Der Organismus kann Entgiftungsprozesse nur noch eingeschränkt abwickeln. (Symptome u.a.: fettiges, schuppiges Fell, Juckreiz z.B. im Unterbauchbereich, Fellverlust, zwanghaftes Belecken, Hautänderungen, starker Körpergeruch, Müdigkeit, Rückzug)

* Aufgrund der Starken Stoffwechselbelastung kann es zu irreparablen Nierenschädigungen kommen; die geringe Eigenfeuchte des Futters sowie der erzwungenenmaßen erhähte Trinkmenge begünstigen diesen degenerativen Prozess. In sehr vielen Fällen ist die Chronische Niereninsuffizienz (CNI) der Katze „hausgemacht“, spricht angefüttert. (Symptome u.a.: vermehrtes Trinken, vermehrter Urinabsatz, unangenehmer Körper- und Maulgeruch, Appetitlosigkeit, körperlicher Verfall)

* Vor allem aufgrund der großen Kohlenhydrat- und Getreidemengen im Trockenfutter kann es zu chronischen Reizungen des Magen-Darm-Trakts kommen, die sich zu lebensbedrohlichen Entzündungen auswachsen können. (Symptome u.a.: wiederkehrende Erbrechen, Durchfälle, Blähungen, aufgetriebener Bauch, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Schwäche)

* Verhalttensveränderungen der Katze können ebenfalls ihre Ursache ind er Fütterung haben – so bekommen Katzen durch die große Kohlenhydratmengen einen zusätzlichen Energieschub, der sich unruhig und zum Teil auch aggressiv werden lässt. Vergleichbar ist die mit einem „ADHS-Kind“, das mit Zuckerzeug und Cola gepusht wird.

Die Lister der Contra-Argumente ließe sich noch sehr weitscheifig fortführen – ebenso die Fallbeispiele aus der Praxis, bei denen sehr komplexe und diffuse Krankheitsgeschehen reduziert werden konnten auf einen ganz banalen „Fütterungsfehler“. Ich hoffe, dass die Zusammenhänge deutlich werden konnten, und die Trockenfutterregale bei Fressnapft, Futterhaus & Co. so unangetastet bleiben, dass sich eine Wiederbestellung nicht lohnt.